Internationale Kirchliche Zeitschrift

Aktuelles

Editorial

Mit diesem Jahrgang führen wir ein paar Neuerungen ein. «Miszellen» sind kurze Beiträge zu Fundstücken der Forschung oder auch Stellungnahmen zu aktuellen Fragen. In diesem Heft finden Sie einen Beitrag zu einem Totenzettel, den Erika Moser bei der Arbeit an ihrer Dissertation über Nekrographien im Christkatholizismus fand. Der niederländische Totenzettel wollte da nicht hineinpassen. Deshalb wird das, wovon er erzählt, hier als Miszelle veröffentlicht.

Ausserdem finden Sie in der Rubrik «Bibliographie» einen längeren Beitrag von Genji Yasuhira, Gastforscher aus Japan an der Universität Utrecht, über neu erschienene Literatur zur Geschichte bzw. Vorgeschichte der Altkatholischen Kirche der Niederlande, der einen Forschungsüberblick über neuere Literatur zur Vorgeschichte des Schismas Rom – Utrecht gibt. Im Jahr 2023 werden die Umstände, die zum Konflikt niederländischer Katholikinnen und Katholiken mit Rom führten, in den Niederlanden eingehend gedacht werden.

Die weiteren Beiträge in diesem Heft geben Einsicht in laufende Forschungen in Ökumenischer Theologie und Schweizer Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte. Georgiana Huian setzt sich mit dem Phänomen menschlicher Verletzlichkeit anhand der Publikation «Christliche Perspektiven der theologischen Anthropologie» (2005) der Kommission für «Faith and Order» des Weltkirchenrats auseinander. Michael Bangert nimmt die Rezeption von Werk und Person des Schweizer Einsiedlers, Asketen und Mystikers Niklaus von Flüe (1417–1487) durch Eduard Herzog (1841–1924) unter die Lupe.

Als neues Mitglied der Redaktionskommission unserer Zeitschrift grüssen wir Dr. Andrzej Gontarek, Dozent für Praktische Theologie und Dogmatik an der Altkatholischen Sektion der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau.
Angela Berlis

Editorial: Aktuelle religions- und gesellschaftspolitische Fragen

Zum ersten Mal in der Geschichte der Utrechter Union hat sich ein internationales Forum dem Missbrauchsthema angenähert, das in den letzten Jahren in den Medien mehr und mehr präsent ist. Im August 2019 setzte sich die 46. Internationale Konferenz altkatholischer Theologinnen und Theologen mit «Nähe, Distanz und Macht. Kirche und Seelsorge im #Me-Too-Zeitalter» in Wislikofen (Schweiz) auseinander. Denn in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Missbrauch von Macht, Grenzüberschreitungen und sexualisierte Gewalt auch vor altkatholischen Kirchen- und christkatholischen Pfarrhaustüren nicht halt machen. Mit ihren vielfältigen Überlegungen zu Macht, Gewalt sowie (seelsorgerlichem und sexuellem) Missbrauch verstand sich die Konferenz als Merkstein auf einem längeren Weg, dem sich auch die altkatholischen Kirchen zu stellen haben: mentale und strukturelle Formen der Ausübung von Macht in kirchlichen Kontexten, die Menschen in ihrer Würde verletzen und ihre Unversehrtheit antasten, aufzudecken und abzuschaffen.

Auch der 32. Internationale Kongress der Altkatholikinnen und Altkatholiken in Wien ein Jahr zuvor stand im Zeichen der Selbstkritik. Der Kongress begann auf dem Judenplatz in Wien, wo an die Schuldverstrickung der altkatholischen Kirche im Dritten Reich erinnert wurde und die Altkatholische Kirche Österreichs ein Schuldbekenntnis aussprach. Der Kongress rief mit seinem Programm altkatholische Christinnen und Christen dazu auf, den «Dialog für eine offene Gesellschaft» verantwortlich mitzugestalten.

Mit aktuellen religionspolitischen Herausforderungen befasste sich im Spätherbst 2018 die 5. Konferenz «Interreligiöse Beziehungen und ökumenische Fragen» (IREI) in Bern, bei der es um das Verhältnis von Staat und Religion ging. Unter dem Titel «Secular Society and Religious Presence: Religion-State Relations in Historical and Contemporary Perspectives» berieten internationale und kantonale Expertinnen und Experten miteinander. Dabei wurden sowohl die Möglichkeiten religiöser Pluralität (etwa durch eine entsprechend gestaltete multireligiöse Militärseelsorge in der Schweiz) ausgelotet wie auch deren Gefährdung und Einschränkungen, die seit einigen Jahren etwa in neuen Formen von Antisemitismus in Europa wahrnehmbar sind. Ein Teil der Konferenzbeiträge wurde bereits in den Studies in Interreligious Dialogue 30 (2020) Heft 2 veröffentlicht.
Angela Berlis

Apostolische Sukzession als ökumenische Inspiration

Die einen haben sie, die anderen haben sie nicht und wollen sie vielleicht auch gar nicht haben. Die Apostolische Sukzession – verstanden als Weitergabe des Amtes durch Handauflegung und Gebet – erscheint in ökumenischen Dialogen oft eher als ein Hindernis für das Zusammenkommen von Kirchen. Altkatholische Theologie hat immer Wert darauf gelegt, apostolische Sukzession nicht als «goldenen Kanal» von Handauflegungen aufzufassen, sondern die apostolische Tradition der gesamten Kirche in den Vordergrund zu stellen, innerhalb derer der apostolischen Sukzession eine mehr als zeichenhafte Bedeutung zukommt. Das soeben erschienene Heft der IKZ enthält Beiträge von zwei Theologinnen und zwei Theologen, die über die Bedeutung der apostolischen Sukzession für ihre eigene kirchliche Tradition und die Verflechtung dieser Frage mit umfassenderen theologischen Themen nachdenken: Henk Bakker (baptistisch), Heide Zitting (evangelisch-lutherisch), Katerina Pekridou (orthodox) und Mattijs Ploeger (alt-katholisch). Das Heft entstand unter Federführung von Prof. Peter-Ben Smit, Mitglied der IKZ-Redaktionskommission.

Angela Berlis

Inhaltsverzeichnis IKZ 111 (2021) Heft 1-2: Ökumenische Beiträge zur Apostolischen Sukzession